In den 1930er Jahren gab es eine ausführliche Presseberichterstattung über das nationalsozialistische Deutschland, und auch über seine Behandlung der Juden. Während des Krieges erhielten und übermittelten die Exilregierungen Berichte von Zeugen und Überlebenden, in denen das Ausmaß der Ereignisse im Einzelnen geschildert wurde, und diese Berichte wurden weithin, meist mit Anteilnahme, veröffentlicht. Während über die von den Nazis begangenen Gräueltaten ausführlich berichtet wurde, berichteten die großen Zeitungen meist nicht vorrangig über die Verfolgung und Massentötung von Juden, sondern verlagerten dieses Thema auf kleine Artikel auf Innenseiten.
In Großbritannien und den Vereinigten Staaten legen Untersuchungen nahe, dass Zeitungen mit „Qualitätsanspruch“ über die Nazi-Partei seit ihrem Wahldurchbruch 1930 berichteten und so gewährleistet war, dass die Leser viel über die Geschehnisse in Deutschland zwischen 1933 und 1939 wussten. Die seriöse Berichterstattung hatte jedoch mit den von anderen Medien geschürten Einstellungen und Vorurteilen der Bevölkerung zu kämpfen. Noch 1938 erschien in der Daily Mail eine Geschichte mit dem Titel „Deutsche Juden strömen in dieses Land“. Zu Beginn des Jahrzehnts hatte ihr Eigentümer einen Leitartikel veröffentlicht, der die britische Union der Faschisten lobte.
Während des Krieges wurde der Informationsfluss gestört, obwohl die in Großbritannien ansässigen Exilregierungen Berichte aus ihrer Heimat erhielten, in denen die Verhaftungen und Deportationen beschrieben wurden. Auch die polnische Exilregierung erhielt und übermittelte Informationen über die Gräueltaten in den Ghettos und Lagern an andere Regierungen und die Medien. Am 30. Juni 1942 berichtete The New York Times, dass laut dem Jüdischen Weltkongress, basierend auf Informationen, die die polnische Regierung in London erhalten hatte, „die Deutschen seit Beginn des Krieges mehr als 1.000.000 Juden massakriert haben“.
Im Gegensatz dazu berichteten die jüdischen Medien an vorderster Stelle über die deutschen Verbrechen gegen das europäische Judentum vor und während des Holocaust. Der israelische Historiker Yosef Gorny hat 2.500 Hinweise in den jüdischen Medien auf das Leiden des europäischen Judentums und die Berichterstattung über die Naziverbrechen „ohne Unterbrechung und gewöhnlich auf den Titelseiten“ während des Krieges ausgemacht. Er zitiert Beispiele von Berichten in jüdischen Publikationen in den Vereinigten Staaten, Großbritannien und dem Mandatsgebiet Palästina, in denen „Plünderungen und Morde, Ghettoisierung, Aushungern der Ghetto-Bevölkerung, Sterblichkeitsraten, Massaker in den von den Nazis besetzten Gebieten der Sowjetunion und die Absicht der Deutschen, Europa judenrein zu machen“ beschrieben werden.
