Rabbinerin Regina Jonas war eine wegweisende jüdische Theologin und die erste Frau, die in der Neuzeit zur Rabbinerin ordiniert wurde. Sie gehörte zu den letzten Juden, die im Oktober 1944 in Auschwitz ermordet wurden, nachdem sie zwei Jahre lang in Theresienstadt (Terezín), dem Lagerghetto für bedeutende und ältere Juden, inhaftiert war.
Jonas wurde 1902 in Berlin als Kind einer religiösen Arbeiterfamilie geboren. Obwohl sie sich akademisch nicht besonders hervorgetan hatte, trat sie nach ihrem Abschluss am Lyceum (Gymnasium) in die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums ein. Sie schloss ihr Hochschulstudium 1930 mit der Doktorarbeit zur Frage „Können Frauen als Rabbinerinnen dienen?“ ab. Aufgrund der Berufung eines konservativen Gelehrten auf den Posten des Talmud-Professors durfte Jonas erst 1935 die abschließende rabbinische Prüfung ablegen. Am 27. Dezember 1935 stellte ihr der liberale Rabbi Dr. Max Dienemann das Rabbinerdiplom aus. Ihr Status war Gegenstand anhaltender Debatten, wobei sich viele orthodoxe aber auch fortschrittliche Juden weigerten, ihren Status anzuerkennen.
Als sich die nationalsozialistische Judenverfolgung verschärfte und viele deutsche Rabbiner im Ausland Zuflucht suchten, wurde Fräulein Rabbiner Jonas unter den fortschrittlichen Juden immer beliebter. Ihre Entscheidung, wie Leo Baeck, der Anführer des deutschen Judentums, in Deutschland zu bleiben, brachte ihr den Respekt ihrer zahlreichen Glaubensbrüder ein.
1941 wurde Jonas, wie alle Berliner Juden im Alter von über 14 Jahren, zur Fabrikarbeit eingezogen. Gad Beck, ein Überlebender, arbeitete mit ihr und beschrieb ihre rabbinische Arbeit, die sie selbst in den Fabriken verrichtete: „Ihre Synagoge war überall“, schrieb er später. Trotz häufiger Empfehlungen, sie solle Deutschland verlassen, lehnte Jonas ab. Anlässlich des Schawuot 1939 argumentierte sie, dass die Nazizeit „eine Zeit der Feuerprobe“ sei und dass die deutschen Juden die historische Last schultern und sich als Garanten einer jüdischen Zukunft ausweisen sollten, indem sie „für Israel eintreten und die Arbeit unserer Vorfahren vom Sinai weiterführen“, denn „dann reißt die Kette nicht ab, und wir gewinnen die Kraft, diese historische Verantwortung ehrenhaft zu erfüllen“.
Im November 1942 deportierten die Nazis Jonas und ihre Mutter nach Theresienstadt, wo Jonas weiterhin lehrte, studierte und predigte.