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Was geschah mit den nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagern nach 1945?

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Zahlreiche ehemalige Konzentrationslager sind soweit möglich so erhalten, wie sie bei der Befreiung vorgefunden wurden. Andere Stätten werden als Gedenkstätten erhalten. Drei Faktoren bestimmten die Geschichte der Konzentrationslager in der Nachkriegszeit: die Haltung der lokalen nationalen Regierungen, der Aktivismus ehemaliger Häftlinge und ihrer Nachkommen sowie die Geschichte der Stätten selbst während des Krieges.

Die Nachkriegsregierungen sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland haben die Stätten der Konzentrationslager erhalten. In vielen Fällen, wie z.B. in Dachau, blieben die zentralen Lager erhalten, während Außenlager abgerissen wurden. Die österreichische Regierung ist hinsichtlich Mauthausen ähnlich vorgegangen. Dieser Ansatz wurde häufig gewählt, nachdem eine Stätte als Lager für Vertriebene gedient hatte. In Bergen-Belsen wurde ein Großteil des ehemaligen Lagers von der britischen Armee zerstört, um Krankheiten einzudämmen, obwohl das Gelände bis 1950 ein Lager für Vertriebene war. 1952 wurde in Bergen-Belsen eine Gedenkstätte eingeweiht, und 1966 wurde eine Ausstellung eröffnet. Mit der Forschungs- und Bildungsarbeit wurde erst in den 1980er Jahren begonnen. Das gesamte Gelände wurde zwischen 2007 und 2011 saniert.

Die Regierungen in Westeuropa sind ähnlich vorgegangen wie Deutschland: In Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Italien sowie in anderen Ländern sind Durchgangs- und Arbeitslager erhalten geblieben. Viele dieser Stätten sind eher Gedenkstätten als Museen, was oft, wie im Fall von Westerbork in den Niederlanden, auf den Aktivismus von Überlebenden und ihrer Nachkommen zurückzuführen ist. Im ehemaligen kommunistischen Block wurden die Bemühungen um die Errichtung von Gedenkstätten durch den Konflikt zwischen den Gedenkstätten für den Holocaust und den Gedenkstätten für die Gräueltaten an der nichtjüdischen Bevölkerung erschwert.

Im Fall der Vernichtungslager im ehemals deutsch besetzten Polen war der Zustand der Stätten nach dem Krieg ausschlaggebend. Auschwitz und Majdanek, die von der Roten Armee fast unversehrt befreit wurden, blieben als Museen erhalten, die 1947 durch einen Beschluss des polnischen Parlaments als solche eingerichtet wurden. Nach dem Besuch des ehemaligen US-Botschafters Ronald S. Lauder in Auschwitz im Jahr 1987 konnte Auschwitz-Birkenau bewahrt und instand gehalten werden, was größtenteils der Unterstützung der Ronald S. Foundation zu verdanken ist.

Die Lager der Operation Reinhard wurden von den Nazis nach Beendigung der Morde und - im Fall von Treblinka und Sobibor - nach Aufständen der Häftlinge aufgelöst. Die Stätten wurden umgepflügt und mit Bäumen bepflanzt, und polnische Bauern wurden in Hütten angesiedelt. Die polnische Regierung errichtete 1958 eine Gedenkstätte in Treblinka: 17.000 Steine erinnern an die im Lager zerstörten Gemeinschaften. Ein weiterer Stein ist Janusz Korczak gewidmet, dem polnisch-jüdischen Erzieher, der 1942 zusammen mit den Kindern seines Waisenhauses ermordet wurde. Kleinere Gedenkstätten wurden in den 1960er Jahren in Belzec und Sobibor errichtet. Belzec erhielt 2004 ein neues, wesentlich größeres Gedenk- und Besucherzentrum: Sobibor wird derzeit erweitert. Chelmno erhielt erst 1990, nach dem Fall des Kommunismus, ein Denkmal.

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