Die Opfer des Holocaust wurden auf vielfältige Weise ausgebeutet. Dies ist besonders offensichtlich bei denjenigen, die bei ihrer Ankunft nicht sofort ermordet wurden, sondern die in der Absicht, sie zu Tode arbeiten zu lassen, zu Sklavenarbeit gezwungen wurden. Das Protokoll der Wannseekonferenz von 1942 verweist auf die Bildung von „Arbeiterbanden“, die einen „natürlichen Abgang“ einer großen Zahl von Menschen gewährleisten würden.
Häftlinge in Lagern wurden in landwirtschaftlichen Betrieben, Fabriken und Bergwerken deutscher Unternehmen beschäftigt, wobei die erwirtschafteten Summen an die SS gingen. Die Zwangsarbeitslager trafen unter den Gefangenen keine „Selektion“, so dass sie alle, unabhängig von Alter oder Geschlecht, arbeiten mussten.
Außerdem wurden die Opfer systematisch bestohlen. Menschen, die in die Lager deportiert wurden, wurden aufgefordert, ihre Habseligkeiten in Koffer zu packen und diese mit Namen und Herkunftsort zu kennzeichnen. Nachdem die Neuankömmlinge ermordet oder im Lager registriert worden waren, sortierten andere Häftlinge ihre Habseligkeiten: entweder wurden sie nach Deutschland transportiert oder in Geld für die SS umgetauscht.
Zeugenaussagen aus den Lagern beschreiben den enormen Reichtum und die Möglichkeiten der Korruption durch die SS in diesen Sortierräumen, die im Komplex von Auschwitz als [Kanada] bezeichnet wurden.
Auch die Leichen der Opfer wurden aus Profitgründen geschändet: Goldzähne wurden gezogen und eingeschmolzen; aus den rasierten Haaren der Opfer wurden Socken für U-Boot-Besatzungen und Versteifungen für Textilien hergestellt. In einigen Lagern wurden Gefangene für medizinische Experimente eingesetzt, die häufig keinerlei wissenschaftlichen Wert hatten. Auch sexuelle Gewalt war weit verbreitet.
[Kanada: der Name, den die Häftlinge den Bereichen in den Auschwitz-Lagern gaben, in denen die Habseligkeiten der Deportierten sortiert wurden. Der Name leitete sich aus der Auffassung ab, dass das Land Kanada Möglichkeiten für materiellen Wohlstand bot. Das Museum Auschwitz zeigt heute viele der Gegenstände, die nach der Befreiung in diesen Bereichen gefunden wurden, darunter mehr als 39.000 m³ Schuhe und fast 4.000 Koffer - obwohl diese nur einen Bruchteil der Besitztümer darstellen, die im Laufe der drei Jahre verarbeitet wurden, in denen das Lager an der Endlösung beteiligt war.]